13.03.2019

Deutschlandweit ist die „KISS“ einzigartig für den Arbeiter-Samariter-Bund – es gibt keine vergleichbare Samariter-Anlaufstelle.

Miteinander reden, voneinander lernen
Bei der KISS in Gägelow hilft man sich gegenseitig

Bei der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen des ASB KV Wismar/NWM in Gägelow laufen alle Fäden zusammen. Deutschlandweit ist die „KISS“ einzigartig für den Arbeiter-Samariter-Bund – es gibt keine vergleichbare Samariter-Anlaufstelle. Und nicht selten wird genau hier aus einer Selbsthilfegruppe schnell mehr, als nur ein Zusammenschluss von Betroffenen.

Mario Wiemers wirft noch einen flüchtigen Blick über den Flur, ehe er die Tür des Konferenzraums in der Geschäftsstelle des ASB Wismar/Nordwestmecklenburg schließt und seinen Platz am Stirnende des Tisches einnimmt. Er freut sich auf das Treffen, das er gleich leiten wird. Es ist das erste des noch jungen Jahres - und es gibt viel zu besprechen.

Jeden dritten Mittwoch im Monat trifft sich beim ASB in Gägelow die Selbsthilfegruppe Blasenkrebs. Trauerstimmung kommt so gut wie nie auf – trotz der schweren Krankheit, die alle hier miteinander verbindet. „Wir sind keine Gruppe, in der nur über die Erkrankung gesprochen wird. Wir reden darüber, wie wir gesundwerden können und spenden uns gegenseitig Freude und Mut. Betroffene finden bei uns Halt und Verständnis. Das ist wichtig, denn nach der Diagnose und der Behandlung im Krankenhaus fühlt man sich sehr allein gelassen, weil Blasenkrebs für viele ein Tabuthema ist“, erklärt Mario Wiemers, der die „SHG“ im September 2015 mitbegründet hat.

Gudrun Wolter war damals bei der Gruppengründung dabei und auch am Jahresauftakt 2019 nimmt sie gerne teil. Die Selbsthilfekoordinatorin der KISS des ASB betreut gemeinsam mit ihrer Kollegin Kristin Trimpe insgesamt 105 Selbsthilfegruppen, die unter dem Dach des Kreisverbandes zusammenlaufen. Das heißt, die beiden beraten die Initiatoren, organisieren Auftaktveranstaltungen, rühren die Werbetrommel, helfen beim Gründen der Gruppe, strukturieren diese und stellen Anträge auf Pauschal- und Projektförderung. Zudem führen sie öffentliche Veranstaltungsreihen zur Prävention durch.

Den Überblick hat die 63-Jährige, die 2019 in ihr bereits 15. „KISS-Jahr“ gestartet ist, nie verloren. Den Spaß an ihrer für den gesamten Landkreis immens wichtigen Arbeit erst recht nicht. Das merkt sie auch bei ihrem Besuch der Blasenkrebs-Gruppe. Andächtig und stolz hört sie zu, wie herzlich miteinander gelacht wird und wie Mario Wiemers und seine Mistreiter*innen Pläne für das neue Jahr schmieden. Die Gruppe hat viel vor: Messestände, Fach-Vorträge, Kegelabende, Erdbeerenpflücken, das Piraten Open Air MV und natürlich gemeinsame Feste stehen am Ende auf dem vollen Zettel.

Über die verbindende Erkrankung wird an diesem Tag nur kurz gesprochen. Denn die Selbsthilfegruppe Blasenkrebs ist mehr als nur ein Zusammenschluss von Betroffenen.